„Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn“
Abschied vom Lutherchor im 140. Jubiläumsjahr
Im Gottesdienst am Sonntag Kantate endete nach 140 Jahren der Lutherchor an der Lutherkirche in Leer. Der Gottesdienst, der von KMD Johannes Geßner im Beisein zahlreicher Chorsängerinnen und -sänger musikalisch gestaltet wurde, spannte dabei den Bogen vom Volkslied „Nehmt Abschied, Brüder“ bis zum Choral „Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn“ über die Dankbarkeit als Lebenskraft.
Der Kirchenvorstand hatte unlängst beschlossen, dass die Leitung des Lutherchores nicht mehr zu den Aufgaben des Kirchenmusikdirektors zählen soll. Damit ging eine beeindruckende Tradition zu Ende. Zweimal hatte der Chor die Zelterplakette als hohe Auszeichnung im niedersächsischen Chorwesen verliehen bekommen: 1932 und 1982.
Gegründet wurde der Chor am 18. August 1882 und wirkte zum ersten Mal mit im Gottesdienst am 8. Oktober 1882. Es war der Festgottesdienst zur Einweihung des Südflügels der Kirche, wodurch die Lutherkirche ihre jetzige Gestalt bekam.
Sieben Dirigenten hatte der Lutherchor: Carl Winkelbach (1882-1910), KMD Jakobus Onneken (1910-1939), Kantor Julius Buschmann (1939-1963), KMD Wolfgang Pahlitzsch (1963-1974), KMD Kurt Altmann (1974-1991), KMD Martin Meier (1991-2003) und schließlich KMD Joachim Gehrold (2004-2022).
Ungezählt sind die Menschen, die im Lutherchor zur Ehre Gottes und zur Freude der Gemeinde gesungen haben. Es gab wohl kein großes Werk, das der Lutherchor – mitunter in ökumenischer Weite verstärkt - nicht zur Aufführung gebracht hätte: Messias, Weihnachtsoratorium, Matthäus-Passion, Johannes-Passion, h-moll-Messe, Schöpfung, Mozarts „Requiem“, Brahms „Requiem“, Elias, um nur einige zu nennen.
Seit dem 125. Jubiläum 2007 wurden zumindest einmal jährlich auch „Kantaten zum Mitsingen“ aufgeführt, bei denen der Stamm des Lutherchores von interessierten Sängerinnen und Sängern ergänzt wurde. – Der Herzschlag des Lutherchores blieb jedoch der gemeindliche Gottesdienst an der Lutherkirche, den der Chor ungezählte Male begleitet und inspiriert hat gemäß dem Bachschen Motto: „Gott allein die Ehre!“. Auch zahlreiche Hochzeiten und Beerdigungen hat der Lutherchor festlich gestaltet. Zugleich waren die Sängerinnen und Sänger maßgebliche Träger des Gottesdienstes an der Lutherkirche. Die weitgehend gesanglose Zeit der Pandemie hat schon angezeigt, vor welchen Herausforderungen der Gottesdienst ohne diese Träger steht.
Am Volkstrauertag 2021 hatte der Lutherchor im Gottesdienst mit Regionalbischof Dr. Detlef Klahr seinen letzten Auftritt. Gott der Herr, zu dessen Lob und Ehre der Lutherchor nun seit 140 Jahren musiziert hat, gebe den Sängerinnen und Sängern, seiner Gemeinde weiterhin lebendigen Atem seines Geistes, frohe Gedanken und Trost in der Musik.
Sänger und Kirchenvorsteher Fritz-Rudolf Brahms schrieb zum Abschied von KMD Joachim Gehrold im Gemeindebrief: „Den Lutherchor gibt es seit 1882. Seit 2004 ist Joachim Gehrold unser Chorleiter. Zum Abschied möchten wir Ihm unseren Dank aussprechen. Als Sänger sind wir alle mehr oder weniger in die Jahre gekommen, aber Herr Gehrold ist nicht müde geworden, unsere Stimme so zu bilden, dass immer ein guter Klang erzeugt wird. Atemübungen mit Zwerchfellstößen und Atmung in die Flanken, sind nicht immer einfach. Dazu ein freundliches Gesicht und erstaunte Augen.“
Und weil die Lutherkirchengemeinde nicht ohne Musik und gemeinsames Singen denkbar ist, wird künftig am Montag um 10.30 Uhr zu „Tee und Gesang am Vormittag“ ins Lutherhaus eingeladen. Unter fachkundiger musikalischer Leitung treffen sich Interessierte in geselliger Runde zu Gesang und „dre Kopkes Tee“ zu „Gottes Ehre und zur Recreation des Gemüts“ (Johann Sebastian Bach).
Zudem wird es weiterhin Oratorienprojekte zum Mitsingen geben.