öso. Leer. Um die Situation von Alleinerziehenden ging es in einem Gottesdienst in der Lutherkirche in Leer. Als Schirmherr des Projektes „Alleinerziehend, aber nicht allein“ hielt Regionalbischof Dr. Detlef Klahr die Predigt. Der Regionalbischof des Sprengels Ostfriesland-Ems sprach über die biblische Geschichte von Hagar, die mit ihrem zwölfjährigen Sohn von Zuhause vertrieben wurde und in die Wüste fliehen musste. Dort, der Verzweiflung nahe, kann sie aus der Begegnung mit dem lebendigen Gott Mut und Kraft schöpfen.
„Hagar erlebt Gott, als einen, der sie ansieht, der nicht wegsieht“, sagte Klahr. Gottes liebevoller Blick mit Achtung und Respekt habe sie zum Leben gestärkt. Dies sei für jeden lebensnotwendig, umso mehr in Notsituationen, die man alleine durchstehe. Insbesondere erwähnte Dr. Klahr die aus der Ukraine geflüchteten Mütter und Großmütter mit ihren Kindern und Enkelkindern, aber auch die vielen Geflüchteten aus anderen Ländern, in denen Krieg und Hunger herrschen.
Gemeindehelferin Thekla Behrends ist alleinerziehende Mutter und betreut das fünfjährige Projekt in der Lutherkirchengemeinde. Gemeinsam mit einem Vorbereitungsteam um Stadtpastor Ralph Knöfler und Regina van Lengen hatte sie diesen Gottesdienst mit vorbereitet. Dazu gehörte die Erzählung der biblischen Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln, ein Bilderbuch-Kino, das der Gemeinde als Kurzfilm gezeigt wurde, und das Verlesen eines Briefes einer alleinerziehenden Mutter an ihr zweijähriges Kind.
Vor über hundert Jahren habe es den Begriff „alleinerziehend“ gar nicht gegeben, sagte Thekla Behrends. Alleinerziehenden fehle heutzutage oftmals die Achtung und Anerkennung, für ihre Leistung und Kraftanstrengung, die sie tagtäglich erbringen. Die bunte Vielfalt des Familienlebens verdiene ein besonderes Augenmerk auch der Kirchen, so Behrends und dankte der Landeskirche Hannovers, allen Ehren- und Hauptamtlichen, die dabei helfen, diese besondere Situation in den Blick zu nehmen. Die Frage bleibe, was es zu tun gebe, diese Menschen zu unterstützen.
Stadtpastor Ralph Knöfler machte darauf aufmerksam, dass in der Stadt und im Landkreis Leer 85 Prozent der Alleinerziehenden Mütter seien.
Der Gemeinde vorgestellt und von Regionalbischof Klahr in seinen Dienst eingesegnet wurde der neue Vikar der Lutherkirchengemeinde, Simon Binger. Er beginnt die praktische Phase seiner pastoralen Ausbildung am 1. April.
Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in den Händen von Johannes Gessner. An der Orgel, dem Klavier und mit seinem Gesang brachte Gessner neuere kirchliche Lieder zu Gehör und sang sie mit der Gemeinde.
- Mit dem Tragen von Gesichtsmasken war das gemeinsame Singen wieder möglich. -
Gessner ist seit 1. März als Kirchenmusikdirektor im Sprengel Ostfriesland-Ems Kantor und Organist an der Lutherkirche Leer. Pfingstsonntag, den 5. Juni, führt Regionalbischof Klahr ihn um 15 Uhr in einem Festgottesdienst in seinen Dienst ein.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein gemeinsames Mittagessen im Lutherhaus statt.
Das Projekt „Alleinerziehend, aber nicht allein“
In dem kirchlichen Projekt „Allein erziehend, aber nicht allein“ werden gezielt Ein-Eltern-Familien angesprochen. „Schätzungen zufolge gibt es etwa 2.800 davon im Gebiet der Stadt Leer. Entsprechend gehört die Kooperation über Gemeindegrenzen hinweg zwischen den fünf lutherischen Kirchengemeinden der Stadt Leer zum Projekt (Christus, Petrus, Frieden, Paulus und Luther)“, heißt es in der Projektbeschreibung.
Text und Fotos: Dr. Hannegreth Grundmann